Als "Armee einer Parlamentarischen Demokratie" hat die Bundeswehr seit ihrem Bestehen besonderen Wert auf die Nähe zur Bevölkerung gelegt, der sie zu dienen hat. Die Allgemeine Wehrpflicht sorgte grundsätzlich dafür, dass unsere Armee ein Teil unseres Staatsgefüges wurde. Stark beeinflusst wurde das Verhältnis zur Bevölkerung auch durch deren Erleben der Armee in ihren Standorten. In vielen Garnisonen war der Begriff "unsere Soldaten" mehr, als nur ein Lippenbekenntnis. Man fühlte mehr mit seinen Soldaten, als es der Allgemeinheit bewusst war. Durch den engen, auch gesellschaftlichen Umgang miteinander wuchs, quasi als Bonus, die Kenntnis vom Auftrag und vom Sinn und Wesen der Streitkräfte. Befragungen und Gespräche in garnisonsfreien Räumen haben diesen Eindruck eindeutig bestätigt.

Natürlich war die Bundeswehr aufgrund ihres wirtschaftlichen Potentials ein willkommener Posten in der Struktur der Region. Oft sogar ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Stabilität in dem Raum. Das ändert nichts an der Bedeutung, die die Kenntnis von den Streitkräften für den Wehrdienst und seinen Sinn grundsätzlich hatte. Der Bürger weiß, dass die Berechtigung zum Erhalt von Streitkräften, mit allen Belastungen für den Bürger und den immensen Kosten, nicht durch den Bedarf als Wirtschaftsfaktor einer Region begründet werden kann. Die Rechnung ginge auf Bundesebene ohnehin nicht auf. Ausmaß und Art der notwendigen Streitkräfte ist nur durch die Analyse möglicher Bedrohungen, sprich Risiken begründbar. Als Folge dieser Analyse der derzeitigen Risiken für unsere Sicherheit, muss mancher Ort, manche Region auf eine für sie gewohnte und willkommene Einrichtung der Bundeswehr verzichten. Entscheidungen, die eine Region schonen, würde eine andere mehr belasten.

Oldenburg und sein Umfeld gehörte über Jahrzehnte zu den beliebten Garnisonen der Bundeswehr. Im Umgang Bürger und Soldaten hatte sich ein Stil entwickelt, der für beide Seiten von Vorteil war. Die Auswirkungen der Entspannung im Ost:West Verhältnis mögen für eine Garnison negative Folgen haben, andererseits war die Entspannung auch Ziel unserer Sicherheitspolitik.

Wir leben auch heute nicht ohne Risiko, wie die schlimmen Ereignisse der letzten Jahre uns zeigten. Wichtig wäre es daher, dass unabhängig von der Anwesenheit der Bundeswehr als Garnison, der erwähnte Bonus, die Kenntnis vom Auftrag und Wesen der Streitkräfte in der Region erhalten bleibt. Der Verein "OLdenburg und Bundeswehr" hat sich hier selbst die Aufgabe gestellt, in unser aller Interesse einen Beitrag zu leisten. Er kann die Truppe nicht ersetzen, aber helfen, dass die entstandene Lücke nicht zum Schaden wird. Tradition wahren, Kontakte pflegen, Informationen und Hilfe anbieten sind geeignete Mittel das Ziel zu erreichen. Ich fände es gut, wenn der Bürger dieses Angebot annimmt und die Bundeswehrführung auch in ihrem Interesse dieses Engagement unterstützt. Mit freundlichen Grüßen,

Ihr Wolfgang Altenburg • General a.D.

General a.D. Wolfgang Altenburg ist ehemaliger Generalinspekteur der Bundeswehr sowie Vorsitzender des Militärausschusses der NATO

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